Von: bfbauad@bluewin.ch
Gesendet: Mittwoch, 17. Oktober 2018 23:12
An: maurice.thiriet@watson.ch

 

Gibt es ein Leben nach dem Tod?

 

Sehr geehrter Herr Thiriet
Sehr geehrte Damen und Herren

 

Ich habe mich mit Interesse auf dem Blog von Hugo Stamm bei Ihnen umgeschaut. Besten Dank. Im aktuellen Blog mit dem Video „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“ wird über eine Nahtoderfahrung berichtet. Eine lebensgefährlich angeschossene Frau hat sich wie von oben gesehen, während sie am Boden liegend fast starb. Solche Bilokationen, wo man sich gleichzeitig in zwei verschiedenen Wahrnehmungen erlebt, kommen in Meditation mit starker innerer Versenkung, man spricht dann von samadhi, vor, und im schamanischen Trancetanz sind sie häufig. Und zwar auch mit offenen Augen. Man kann auch etwa sehen, wie sich etwas vor einem im Raum materialisiert und dergleichen. Das ist mein Job. Für ein Leben nach dem Tod ist das jedoch kein Beleg. Solche Erfahrungen machen auch Schizophrene in ihren Halluzinationen. Auch nicht dass die Angeschossene wusste, welche Telefonnummer eine zweite Frau im Raum wählte, obwohl die Angeschossene das materiell gar nicht sehen konnte. Ob sich dies materiell tatsächlich so abgespielt hat, ist ohne materiellen Beweis, etwa eine Videoaufnahme, hoch spekulativ, wenn man bedenkt, dass da auch von oben auf sich hinunter geschaut wurde und so. Was nun aber nicht geht, ist die Behauptung in watson, 1) dass Gott „sich uns nicht wirklich offenbart“, 2) dass eine Seele „lediglich eine Hypothese ist“ und 3) dass ein Leben nach dem Tod „nur eine Annahme“ sei. Zu 1): Wir erhalten in den besonderen Bewusstseinszuständen Information, die nicht von einem selber mit unserer raum-zeitlichen Begrenzung stammen kann. Wenn auch „die kognitiven Filter des normalen Wachzustandes inaktiv sind“, bleibt „das beobachtende Ich hingegen aktiv“ (Wikipedia, zitiert in meiner Mail vom 15. Oktober 2018 ) und kann hernach die erhaltenen Inhalte auch wieder mit dem Verstand prüfen. Auch Voraussagen sind möglich, siehe z.B. meine Mail vom 6. Oktober 2018, „ ... Wahrsagen – Prognostizieren: Schamanismus – westliche Wissenschaft, Beispiel Michael Hermann“. Und es müssen nicht unbedingt solche spektakulären Prognosen sein, die man herumzeigen kann. Viele betreffen einfach nur das eigene Leben und geben einfach nur einem selber die Gewissheit, dass da eine überpersönliche Instanz am Wirken ist. Zu 2) und 3): Persönliche Gewissheit können wir auch bezüglich früherer Leben erhalten, indem man zum Beispiel von Gegenständen träumt, die man im aktuellen Leben nicht hat antreffen können. Bei mir waren das Maschinenpistolen. Wir mussten in den Keller fliehen, verbarrikadierte uns. Das wurde aufgebrochen, mehrere Männer schossen uns mit diesen automatischen Waffen nieder. Es hat solche, wie ich kürzlich recherchierte, vor meiner Geburt, gegen Ende des zweiten Weltkrieges tatsächlich gegeben. Aber im Vorschulalter, als ich den Traum hatte, konnte ich sie unmöglich gesehen haben. Fernseher hatten wir 1964 nicht und in meinem Umfeld hatte niemand eine Waffe. In jener Zeit haben Kinder auch überhaupt keine Kriegsspiele gemacht. Meine Mutter hatte den Weltkrieg unweit der deutschen Grenze erlebt und Waffen wären da bei uns nie auch nur schon die Nähe gekommen. Für mich ist klar, dass es ein Hinweis des Himmels war, wegen des Todes keine Angst zu haben. Auch Ihre Aussage im Titel Ihres Blogs zur Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gebe, „Die Wahrscheinlichkeit ist klein“ ist aufgrund der Erfahrung nicht aufrecht zu erhalten. Ein Leben ausserhalb des aktuellen Lebens ist vielmehr die einzige realistische Erklärung. Es gibt auch nichtwissenschaftliche Gewissheit, und ich finde es noch recht problematisch, wenn Sie solche laienhaften Aussagen in die Welt setzen, die durchaus auch bedrohlich wirken und geeignet sein können, Angst zu verbreiten. Gerne erwarte ich entsprechende Gegendarstellung.

 

Freundliche Grüsse

Urs Rüesch

Consulting & Trainers

Zihlmattweg 1, CH-6005 Luzern

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