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Gesendet: Donnerstag, 29. November 2018 06:38
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Betreffend: LZ-Podium: „Der Wortkampf am Maihof“ (Beilage LZ vom 29.11.2018)

 

Imponieren statt Gesprächsleitung: Jérôme Martinu
Klamauk, und bereits war ein weiterer Abend wieder hinüber

 

Austausch mit Worten ausserhalb der immer kleiner werdenden Identitätsgruppen wird zunehmend schwierig. In der Politik und im gesellschaftlichen Diskurs ist Fortschritt nur noch möglich, wenn man  die Inhalte definiert. Gerade bei einem solchen Allerweltsbegriff wie „political correctness“ ist das seitens der Gesprächsleitung als Vorbereitung unerlässlich, wenn der Abend nicht bereits zur Begriffsbestimmung draufgehen soll. Folglich konnte es nur noch um Klamauk gehen. Man nahm aus der Palette heraus, was zur Selbstdarstellung gerade passte. Regula Stämpfl, die den Begriff als Politologin nun wirklich in der ganzen Breite kennt, mochte sich einen publikumswirksamen Schaukampf mit dem linken Politiker David Roth liefern. Sie warf den Linken vor „blöd“ zu sein, den Begriff zu verwenden, indem sie so tat, als sei Politische Korrektheit nur ein Kampfbegriff der Rechten, die damit die Antidiskriminierungsbemühungen der Linken ablehnten, keine Minderheiten kränkende oder beleidigende Ausdrücke oder Handlungen zu verwenden. In Wirklichkeit aber war es ja so, dass der Begriff zuvor von Studenten vor allem der University of California verwendet wurde, die sich damit gegen Pflichtkurse zur westlichen Zivilisation wandten, in denen nach ihrer Auffassung die Werke „toter, weißer europäischer Männer“ (dead white European males; gemeint waren vor allem Philosophen der Aufklärung) zu sehr im Vordergrund standen. Sie verlangten eine Ausweitung des Lehrstoffs auf weibliche und außereuropäische Autoren und schufen Sprachkodizes (speech codes), die auf die Einbeziehung von Minderheiten abzielten; also ein durchaus politisch linkes Anliegen. – Klamauk. Andreas Thiel hätte für einmal ernst sein müssen. So liess er seinen Zweihänder schweigen, um aufzufallen. Und bereits war ein weiterer Abend wieder hinüber.

 

Urs Rüesch

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